10. September 2006 Tag des offenen Denkmals - Kirche und Friedhof in Egenhausen Fotos Winfried Hahner |
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Kirchenführung
Katholische Pfarrkirche St. Johannes der
Täufer
Chronik
Die Ursprünge des
Gotteshauses reichen bis in das späte Mittelalter. Ein Vorgängerbau datiert
von 1502. Er wurde von Bischof Lorenz
von Bibrach im gotischen Stil erbaut der Ostturm mit seinem für die Zeit
des Fürstbischofs Julius Echter kennzeichnenden Pyramidenhelm stammt von 1574
und ist 36 mtr. hoch.
In ihm war ursprünglich
der Chorraum einer kleinen Kirche untergebracht, was sich an den noch heute
vorhandenen Gewölbebogen erkennen lässt, obwohl dieser Chor beim Bau der
jetzigen Kirche zur Sakristei umgewandelt wurde. In der Sakristei befindet
sich heute noch eine Sakramentsnische der alten Kirche und über dem
Sakristeieingang ist ein Wappen des Fürstbischofs
Johann Gottfried von Guttenberg mit der Jahreszahl 1696 zu sehen. Die heutige Kirche, eine der schönsten Spätrokoko-Kirchen
Unterfrankens, wurde unter dem Schleeriether Pfarrer Johann Georg Drescher
1766 nach Plänen „Johann Michael Fischer errichtet. Er war der Schüler des großen
Baumeisters Balthasar Neumann. Auftraggeber war Fürstbischof Friedrich von Seinsheim.
Die Gesamtkosten betrugen 6666
Gulden Um 1700 besaß ein Gulden eine Kaufkraft,
die heute etwa 80 €
entspräche. ( 533.280€). Das
flach gedeckte Langhaus und der eingezogene, innen abgerundete Chor sind von
ausgeprägter Schlichtheit.
Aussenfassade
Hauptstück der
Architektur ist die mit Pilastern (Wandpfeilern)gegliederte und reich mit
Bildhauerarbeit ausgezeichnete Fassade aus Schleeriether Sandstein.
Das Portalwappen des Fürstbischofs
von Würzburg und Bamberg Adam Friedrichs von Seinsheim
1755-1779 ist eine ist ein Duplikat. Das zerstörte Original ist im
Pfarrgarten aufgestellt. Die Rokokokartusche zeigt folgende Inschrift: 1764
„ unter diesem Vorzeichen (z.B. Wappen/ Familie) möge sich dieses Haus
erhoben haben und es kann als ausreichender Zeuge dieser Stein sprechen.“
In den seitlichen Nischen
stehen links der Kirchenpatron die Figur Johannes der Täufer und
rechts Johannes der Evangelist. Das Mittelfeld des Giebels ziert die Figur des
hl. Wendelin, des Patron der Schäfer und Bauern. Die Überschrift:
eCCe agnuVs DeI posItVs In gLorIa honore
Magn( o?)
„
Seht, das Lamm Gottes ist durch seinen großen Verdienst in Ruhm gesetzt.“
Es
handelt sich dabei um ein so genanntes Chronostichon, ein Vers der eine
Jahreszahl beinhaltet. CCVDDIIVILILIM = 1764
Diese Statuen werden dem
örtlichen Bildhauer Johann Valentin Gosohorsky zugeschrieben. Die dreieckige
Giebelverdachung wird von einem Sandsteinkreuz bekrönt. Zifferblatt und
Zeiger der Giebeluhr wurden in Blech neu erstellt. Ein neues elektronisches
Uhrwerk wurde im Juli 1996 eingebaut,
die Kirchenfassade komplett restauriert. Das Epitaph von 1585 (Nicolaus
Rednert) das bis 1995 an der Nordseite
der Kirche eingemauert war, befindet sich jetzt im Neuen Teil des Friedhofs.
An der rechten Seite
findet man eine Steinerne Ehrentafel (Gedenkstein):„ Auf dem Felde der Ehre bei Foignyin Frankreich fiel den 2.Dez. 1870 der
Bombardier Michael Walter von hier geb. 1843. Er stammt aus dem Haus St. Johannes Str. 25.
Von dem Bildhauer Jörg
Rehm stammen die Rokoko- Urnen auf den seitlichen Volutenflanken des Giebels.
Die Innenausstattung
der Kirche muss im 18. und 19. Jahrhundert ein wahres Schmuckstück gewesen
sein. Am Eingang steht die, Inschrift: „
Mein Haus ist ein Haus des Gebetes“ Archivalisch ist überliefert, dass
der Stuckator Simon Helmuth und der
ebenfalls in Geldersheim tätige Maler Johann Peter Herrlein aus Kleineibstadt im Jahre 1766 die Decke mit
Stuck und Gemälden geziert haben. Leider wurden im 19. Jahrhundert die
Fresken und ein Großteil der Stuckarbeiten beseitigt.
Herrlein
Herrlein erhielt den
Auftrag „ für den Plafond (Decke)
und Eckschild zu malen, also nämlich die leidende, streitende und
triumphierende Kirche „Unlängst gelang der Nachweis, dass sich zwei in
Egenhausen erhaltene Gemälde von ihm stammen.
Es handelt sich um den hl.
Aloysius von Gonzaga, der 1726 heilig gesprochen und
3 Jahre später zum Patron
der studierenden Jugend bestimmt wurde, sowie des
Stanislaus
Kostka, dem der Legende nach die
Muttergottes das Jesuskind in den Arm gelegt haben soll, mit der Aufforderung
dem Jesuitenorden beizutreten. Die 2 Bilder sollen wieder aufgehängt werden.
Ein Wallfahrtsbild
zeigt die 14 Nothelfer. Es wurde zu den Wallfahrten nach Vierzehnheiligen mitgetragen.
Auf der Rückseite ist die Pieta (Schmerzhafte Mutter Gottes) dargestellt. Über
dem Beichtstuhl ist das Medaillon von Maria Magdalena angebracht.
Hochaltar
Erhalten ist der 1776/77
geschaffene Hochaltar. Die prächtige Baldachin- Anlage vom wenig verbreiteten
Typus eines Ziborienaltares (Baldachinaltar) in den Stilformen des Rokoko der
auch in Waigolshausen erscheint, soll eine namentlich nicht gesicherte
Karmelitenfrau (Modestus?) aus Würzburg
entworfen haben, Der Schreiner Johannes
Valentin Weber aus Kützberg und der Bildhauer Joseph Röder von Egenhausen. Röder hatte schon vorher den
Hochaltar der Wallfahrtskirche in Eckartshausen geschaffen hatte, übernahmen
die Ausführung.
Seine farbige Fassung
erhielt der Hochaltar erst im Jahre 1785.
1907 wurde er von Georg
Bald renoviert.
Das
Altarbild zeigt die Verklärung
des Herrn, auf dem Berge Tabor mit Moses u. Elias. Es wurde 1889 durch den
Kunstmaler Tettlinger aus Aschaffenburg neu geschaffen. Der Tabernakel wurde
1891und 1907 erneuert und geändert. Gott – Vater
thront über dem Bild mit der Weltkugel. Er ist von umgeben von Egeln.
Seitenaltäre
Bereits dem Klassizismus
gehören die beiden künstlerisch bemerkenswerten Seitenaltäre und die Kanzel
an, die 1790 von dem Würzburger Bildhauer Georg
Winterstein geschaffen wurden.
Im
linken Seitenaltar findet sich an
Stelle eines Altarbildes eine Darstellung der Kreuzigung mit Maria und
Johannes unter dem Kreuz.
Der
rechte Seitenaltar hat in der Mitte
eine Figur der Immakulata (Unbefleckte Empfängnis) die von dem Heiligen
Wendelin links (Attribute: als Hirte, mit Schaf) und rechts vom Sebastian
(Attribute: Pfeil, der seine Brust durchbohrt)
Der Ambo und neue Altar
wurden am 05.12.2004 von Bischof Friedhelm Hofmann Würzburg eingeweiht dabei
wurden Reliquen von der hl. Edith
Stein,
(1942
in Auschwitz ermordet.)
vom hl. Bruno und vom sel.
Martyrer Liborius Wagner, eingesetzt.
Es war der erste Besuch
des Bischofs im Landkreis SW nach seinem Amtsantritt.
Auf der linken Altarseite
stehen Petrus mit Schlüssel und Buch und dem Kirchenpatron
Johannes
der Täufer mit Kreuzstab und dem
Spruchband „Ecce Agnus Dei “
Auf der rechten Seite
Johannes der Evangelist mit dem Adler dann
Jakobus der Ältere mit Pilgerstab und Muscheln
Die Kanzel
Auf dem Baldachin steht
die hl. Paulus (Attribute: Buch u. Schwert) und den 10 Geboten darunter
die 4 Evangelisten
von links, als
Symboldarstellung Matthäus
den Engel, Markus den Löwen, Johannes den Adler, Lukas den Stier. Unter
dem Schalldeckel der Kanzel ist der hl. Geist dargestellt.
Rechts in der Wand steht
die Figur der Gottesmutter sie wird bei Prozessionen mitgeführt wird.
An der Decke des Kirchenschiffes
kann man neben dem Auge Gottes und an den Ecken und der Mitte folgendes sehen.
Links vorne, Inschrift:
(A. Bergmann – Franken 1934) Bonifatius
Links mitte: Bruder Konrad
Kapuziner wirkte in Altöttingen
Links hinten: hl. Notburga
Atribute: Mit Sichel
Mitte : Die Frankenapostel
Kilian, Kolonat u. Totnan
Rechts vorne: hl. Burkard
( Bischof von Würzburg von 741- 754)
Rechts mitte : hl.
Elisabeth, Attribute: Korb mit Rosen mit Brot und Bettler.
Rechts hinten: Petrus
Canisius , Attribute: Katechismus, Kruzifix
Die komplette Innenrenovierung
fand vom 22.05. – 04.12.2004 statt.
Bilder, Figuren, Altar,
Seitenaltäre und die Kanzel wurden restauriert sowie der Innenanstrich
erneuert und die Kirchendecke isoliert.
Die 14
Kreuzwegbilder ( restauriert )hängen seit 2004 alle im Kirchenschiff,
vorher hingen 2 im Chor. Außerdem wurden die Kommunionbänke entfernt
Eine neue vergoldete Ampel
mit dem Ewigen Licht wurde im Chorraum aufgehängt.
Mit großartiger
Eigenleistung und einem großen Spendenaufkommen der Kirchengemeinde konnte
die Innenrenovierung innerhalb von sieben Monaten durchgeführt und finanziert
werden.
Glocken:
Im Jahre 1813 wurden die
ersten Glocken umgegossen und neue beschafft.
Die große Glocke ist dem
Hl. Johannes, die mittlere der Muttergottes und die kleine dem hl. Josef
geweiht. In den beiden Weltkriegen mussten jeweils 2 Glocken abgeliefert
werden.
Sie konnten 1919 und 1950
wieder neu angeschafft und geweiht werden.
Das Orgelgehäuse mit dem
Rokokomuschelwerk wurde im Jahr 1905 neu beschafft.
Erbaut von der Orgelbau
– Firma Steinmeyer Oettinger.
Es kostete 4.500 M und
wurde fast ganz aus Spenden bezahlt.
Renoviert wurde sie ab
08.05.2006. Die Maßnahme wird Mitte Sept. kompl. fertig sein.
Die Sterbebildausstellung
von Reinhilde Sauer wird jede Woche aktualisierst
Der Schaukasten hängt an
der Seitenwand des Alten Rathauses.
Friedhofsführung
am Tag des offenen Denkmals 10. September 2006 Egenhausen
ein Steinmetzdorf Neben der
Landwirtschaft hatte das Steinmetzhandwerk in Egenhausen schon seit
Jahrhunderten große Bedeutung. Die großen Steinbrüche liegen
unterhalb des Dorfes und lieferten einen wertvollen ins grünlich
schimmernden weiß-grauen Sandstein. Die Chronik erzählt: Aus dem Jahre 1564
beim Bau des Mühl-Tores, das stärkste und mächtigste Tor der freien
Reichsstadt Schweinfurts:“ Die Steine für das Bauwerk, das insgesamt
26 m lang war, kamen vom Steinbruch bei Egenhausen, den die Stadt
gekauft hatte.“ Weiter wird berichtet 1569 beim Bau des Rathauses in
Schweinfurt:“ Die Sandsteine werden zur Zeit in Egenhausen in den großen
Sandsteinbrüchen gebrochen.“ Beim Bau von Häusern,
Kirchen, Toren und Schlössern, der Residenz zu Würzburg und beim
Schloss in Werneck wurde Egenhäuser Sandstein verwendet. Es sind mehrere
Lohnauszahlungen erwähnt. Zum Beispiel: Am Katharinentag, den 25.
November 34 Gulden, 23
Schilling und 4 Pfennig an den Steinmetzen und seinen Gesellen zu
Egenhausen ausbezahlt. Den Tageslohn zu 7 Schilling. Die vielen Bildstöcke
und Marterln im Dorf und in der Flur sind Zeugen vom großen Können der
Steinmetze und Bildhauer von Egenhausen. Des Lebens Abschluss
krönte im Friedhof ein Grabmal aus Sandstein. Auf vielen
Grabmälern ist ein Kreuz zu sehen in verschiedenen Ausführungen.
Einige ziert eine Marienstatue mit oder ohne Jesukind, oder die heilige
Familie. Einige zeigen auch
den dornengekrönten Jesus oder den leidenden Jesus am Ölberg, das Herz
Jesu oder den auferstandenen Heiland. Es finden sich auch
verschiedene Heilige oder Namenspatrone des verstorbenen Vaters oder der
Mutter. Zum Beispiel im
rechten Gang der Hl. Augustinus, der Hl. Andreas und der Hl. Franziskus
von Assisi. Im Mittelgang
finden wir den Hl. Josef, die Hl. Barbara, den Hl. Georg und die Hl.
Katharina, die Namenspatrone der Eltern. Auf dem Grabstein
der Familie Walter sind die Steinmetz -Werkzeuge zu sehen, was darauf
hinweist, dass der Verstorbene ein Steinhauer war. Weiter begegnet uns
der Hl. Johannes, der Hl. Sebastian und der Hl. Georg. Im linken Gang
sehen wir die Hl. Familie. Der Grabstein einer alten Bauernfamilie
stellt einen Pflug dar. Weiter den auferstandenen Heiland, den hl. Josef
oder den hl. Reinhold. Im neueren
Teil des Friedhofes finden wir als Figur nur Jesus als Kreuzträger. Die
weiteren Grabmäler sind schon der Neuzeit angepasst. Im Quergang sind
wieder jeweils die Namenspatrone auf dem Grabstein zu sehen. Das Priestergrab
zeigt Christus den König. Sie wurden alle bei der Erweiterung 1937
aufgestellt. Der Grabstein
der Familie Rösch ist der älteste im Friedhof Das alte
Kriegerdenkmal wurde vom Bildhauer Josef Fenn aus Egenhausen für die 9
Gefallenen des ersten Weltkrieges errichtet. Das neue
Kriegerdenkmal schuf der Bildhauermeister Hornung aus Bergtheim im Jahre
1952 für die 35 Gefallenen und 11 vermissten Soldaten des 2.
Weltkrieges. Auf dem Eckstein
vor dem Ehrenmal sind die Jahreszahlen vom Anfang und Ende der Kriege
eingemeißelt.
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