Beitrag zum Amtsblatt 02 / 2001 der Gemeinde Werneck


Fastnacht -   Fastenzeit

 Bearbeitet vom Historischen Arbeitskreis Markt Werneck, (HAW)  - AK Sagen, Geschichten, Mundart

An Fastnacht war Tanzmusik und am Faschingsdienstag maskierten sich die jungen Burschen und zogen durch den Ort. Was im Laufe des Jahres an lustigen und unmöglichen Sachen passierte wurde bei diesem Zug gebracht. Da bekam manch einer aus dem Dorf einen Dämpfer ab. Am Schluss des Zuges ging ein Bursche als alte Frau verkleidet mit, er trug eine Kratza (Huckelkorb) in welchem er Gaben sammelte, etwas Wurst, geräuchertes Fleisch, Brot und Geld. Diese Sachen nahmen sie anschließend mit in die Wirtschaft und es wurde zünftig gefeiert. - Aschermittwoch war dann alles vorbei und man ging in die Kirche, um das Aschenkreuz zu empfangen. Ebenso wurde am Karsamstag schon sehr früh von den Ministranten der Judas verbrannt. Dies waren die alten Palmzweige und geweihte Öle;  die Asche wurde für die Aschenkreuzchen des nächsten Aschermittwochs aufgehoben.

Aus: Kress, „Sitten und Bräuche in Schraudenbach“.


Lusti it die Fosanacht

Lusti it die Fosanacht,
wenn mei Moutter Krapfa backt,
wenn sa ower keena backt,
na pfeuf i auf die Fosanacht.
Mir höm köet: „Ihr höt gschlacht
und hätt sou langa Wöscht gemacht“.
Gat mer vo dara longa, lass die korza hanga
und nou vo dann Schwattamocha,
dan ko i a vertrocha.

Gedicht aus unserer Gegend,  aufgez. AK-Mitglieder

  Fastnacht - Fastelabend - Fasching ...

kommen vom mittelhochdeutschen Wort „Vaselnaht“
bzw. dem Wort „vaseln“. Bis zum 12.Jhdt.wurde damit der närrische Unfug zu Frühlingsbeginn, die
Vertreibung der Wintergeister gefeiert. Seit dem 15.  Jhdt. werden damit der Anfang der Fastenzeit, d.h. die drei letzten Tage vor Beginn der Fastenzeit bis zum Aschermittwoch bezeichnet. Trotz vieler Arbeit wurde an diesen 3 Tagen gefeiert. Karnevall wahrscheinlich von „Carrus navalis“, d.h. Schiffskarren, mit dem nach heidnischem Glauben die Götter der Fruchtbarkeit wieder Einzug hielten. Evtl. kommt daher auch die Schiffsform der Narrenwagen.

Ein anderer Ursprung könnte sein „carnevale“, übersetzt „Fleisch leb wohl“. Hinweis auf die Fastenzeit, in der kein Fleisch mehr gegessen werden sollte. -  Doch die von der katholischen Kirche geforderte, genügsame Ernährungs- weise in der Fastenzeit gehört längst der Vergangenheit an. Heute beschränkt sich das Fasten nur auf den Aschermittwoch und den Karfreitag, an welchen man traditionsgemäß statt einer Fleischspeise ein Fischgericht isst.
Verschiedene Quellen: Privat gesammelt, und Stobbe-
Rosenstock „Osterschmuck und Osterbräuche“, Ulmer.

In der Fastnachtszeit
Was so alles passieren kann, wenn ...

In manchen Orten war insbesondere am Fastnachts-
dienstag jegliche Arbeit aus Angst vor Geistern untersagt. - Sehr allgemein ist das Verbot gewesen, in der Fastnachtszeit zu spinnen, zu nähen oder zu flicken. - In sehr vielen Orten Frankens kennt man folgendes Verbot: Man soll am Fastnachtsdienstag nicht flicken, sonst näht man den Hühnern die Hintern zu und sie können im kommenden Jahr keine Eier mehr legen. - Vereinzelt heißt es auch, man solle nicht flicken, sonst komme etwas Krummes auf die Welt. - Oder man glaubte früher, wer am Fastnachtsdienstag stricke oder flicke, dem zögen im kommenden Jahr die Gewitter nach. - Das Trinken von Wasser am Fastnachtsdienstag kann auch eine Reihe von negativen Folgen nach sich ziehen. In der Hauptsache ist davon die Rede, dass demjenigen, der Wasser trinkt, im kommenden Jahr besonders die Bremsen und Schnacken quälen oder er wird besonders stark von den Flöhen geplagt. - Auch wer an Fastnacht mit dem Löffel isst, d.h. also etwas Suppenartiges zu sich nimmt, dem werden ähnliche Folgen angedroht. Es kann ihm jedoch auch passieren, dass ihm, wenn er dieses Verbot nicht befolgt, das folgende Jahr darauf ständig die Nase läuft. - Speziellen Schutz gegen Flöhe erlangt man, wenn man das in der Stube zusammen gekehrte auf den Misthaufen des lieben Nachbarn trägt. - Ein Wetterorakel, das in seiner Struktur an jene der Zwölf-Nächte-Zeit erinnert, besagt, dass man den Verlauf der Heuernte aus dem Wetter des Fastnachtssonntags, den der Schnitternte aus dem Wetter des Fastnachtsmontags und den der Grummeternte aus dem Wetter des Fastnachtsdienstags ablesen könne. -

(Quelle: „Vom Aberglauben in Franken“, Fränkischer Jahreslaufband III,1973, Offizin Hohenloher Druck- und Verlagshaus, Gerabronn).